Maria durch ein Dornwald ging.
Seit meiner Alleingeburt Anfang dieses Jahres hat sich vieles verändert. Nicht nur, dass das Leben mit zwei Kindern natürlich ein anderes ist, als mit einem. Nein, ich habe mich verändert. Mir macht so schnell nichts mehr Angst. Und mein Blick hat sich verändert, mein Blick auf Kinder und auf Geburt, obwohl ich mich schon seit Jahren mit den Auswirkungen des Geburtserlebens auf das spätere Leben befasse, trotzdem lehrt mich mein Sohn nach seiner Alleingeburt in vollkommener Verbundenheit noch einmal so vieles. Er ist völlig entspannt und neugierig auf die Welt.
Ja, sogar mein Blick auf Weihnachtslieder hat sich verändert. Wie auf dieses:
Maria durch ein Dornwald ging,
der hat in sieben Jahr’n kein Laub getragen.
Ja, auch Maria lebte in harten Zeiten. Die Menschen um sie waren so furchtsam und hartherzig wie die Menschen es auch heute noch sind, nicht aus bösem Willen, aber aus Furcht und Mangel fahren sie ihren Dornen aus und wehe, es kommt ihnen einer zu nahe, es ist ein Dornwald um uns, den wir noch intensiver spüren, wenn wir schwanger sind, weicher, durchlässiger, gut für uns und unser Kind und manchmal so schwer durch den Dornwald zu gehen.
Was trug Maria unter ihrem Herzen
ein kleines Kindlein ohne Schmerzen
Maria trug ein Kind unter ihrem Herzen. Sie trug es nicht nur im Bauch, nicht nur in der Gebärmutter, es war ganz wichtig, dass sie es unter ihrem Herzen trug, sie war in Verbindung mit ihm. Die ganze Zeit mit dem Herzen präsent und so hatte das kleine Kindlein keine Schmerzen. Denn seine Mama wusste um es von Anfang an, vom allerersten Moment an wusste Maria um ihr Kind, sozusagen die bewusste Zeugung schlechthin und weil sie voller Urvertrauen oder Gottvertrauen war, trug sie es ohne Zweifel und ohne Furcht. Natürlich gab es damals keine pränataldiagnostischen Verfahren aber wenn es sie gegeben hätte, dann hätte Maria sie ganz bestimmt nicht verwendet, denn sie wusste ja, wen sie da bekommt, den Sohn Gottes.
Und bekommt das nicht eigentlich jede schwangere Frau, ein Kind Gottes? Das Kindlein jedenfalls litt keine Schmerzen, man wusste um es vom ersten Augenblick an und zwar ganzheitlich, mit Kopf und Seele und Herz, es wurde geliebt und weder vermessen noch in Frage gestellt. Für Maria war ja klar, sie kriegt dieses Kind, kein Zweifel jemals.
Da haben die Dornen Rosen getragen
als das Kindlein durch den Wald getragen
Ja und dieses heile Bild der Verbundenheit und Liebe, das hat so berührt, dass es Heilung brachte, es hat die verhärteten Herzen weich gemacht und obwohl die Dornen noch da waren, fingen sie auch an, wieder Blüten zu tragen, wieder das Schöne und Lichte in ihrem Leben zuzulassen, jenseits von der eigenen frühen Verletzung. So etwas schaffen liebende Mütter und geliebte, ungestörte Gotteskinder.
Zu weit hergeholt? Ich glaube nicht. Ich glaube in der Geschichte von der Geburt im Stall steckt viel mehr wissenschaftlich beweisbare Weisheit als den christlichen Kirchen selbst bewusst ist.
Der Stall ist ein dunkler Ort. Und Dunkelheit erleichtert nachweislich die Wehentätigkeit. Die Tiere lassen sich einfach ein auf die Geburt, sie vertrauen ihrem Körper und Hormonhaushalt und sie rechnen nicht, wenn der Muttermund jetzt zwei Zentimeter geöffnet ist, wie viel Stunden geht es dann noch? Warte: Womit sich garantiert jede Frau die Geburt erschweren kann, denn je mehr Verstand im Spiel ist, desto mehr Adrenalin und desto weniger Entspannung. Die Tiere lassen es einfach zu zu gebären und das tat Maria auch. Jetzt und hier, weil es JETZT die Zeit, dieses Kind reif ist. Sie hat nicht mit Wehenhemmern versucht das Ganze aufzuhalten, bis sie wieder in der Heimat ist. Sie gab sich hin. Der Geburt. Und dem Oxytozin, dem Liebeshormon, das nicht nur die Geburt leicht macht, sondern auch das Stillen und die Bindung. Ja und gestillt hat sie, sogar das, die keusche Maria hat ihr Kindlein an der Brust genährt. Da gehört es ja auch hin. Und keiner hat diese Geburt überwacht, beschleunigt, verlangsamt, abgehört, schmerzbefreit,, untersucht, als gefährdet eingestuft oder das Okay gegeben, sie laufen zu lassen. Sie geschah. Zu und in ihrer Zeit.
Und alle, ja alle, vom niedrigsten bis zum höchsten waren im Herzen berührt von diesem Ereignis. Und spürten wie in ihnen selbst etwas heil wird.
Und so wichtig ist diese ungestörte Geburt in Verbundenheit, dass die Menschen noch tausende Jahre später jedes Jahr einen ganzen Monat daran denken und drei ganze Tage feiern.
Mögen ganz bald nur noch Gotteskinder das Licht der Welt erblicken, ungestört, in Verbundenheit und geliebt.
Dann kommt das Reich Gottes auch auf Erden, so wie es die Christen sich erzählen, dass Jesus es habe bringen wollen. Es ist da. Ganz nah….
Allen gerade Schwangeren wünsche ich den Mut ihrer intuitiven Weisheit zu vertrauen und die Kraft und das Vertrauen, sich einfach hinzugeben. Und allen, die noch leiden an ihrer eigenen Geburt, dass durch die Wärme und Zartheit von Weihnachten ein weiteres Stückchen Heilung geschieht.